Sonntag, 2. September 2012

Beer 'o' clock...

Wir Deutschen haben es manchmal besser als wir wahrhaben wollen.
Besonders deutlich äußert sich dies, wenn in Sydney wieder einmal das Wochenende vor der Tür steht und man sich in geselliger Runde das ein oder andere Bierchen genehmigen möchte. An sich gar kein Problem - wenn der Geldbeutel mitspielt.
In der Regel sollte man demnach mit rund $7 pro Pulle rechnen. Ganz egal, ob man es sich in der Hotel-Lobby des Hilton bequem macht oder die Toiletten des Etablissements eher an die Schlüsselszene des Junkie-Streifens "Trainspotting" erinnern.
Eines scheinen die Gastronomen hierzulande kollektiv verstanden zu haben. Die Leute saufen trotzdem. Der Preis juckt nicht. Zumindest nicht die Einheimischen. Schon mehrfach versicherten mir meine australischen Freunde, dass es keine Seltenheit darstelle, wenn morgens mal $180 fehlen. "A 100 bucks, mate? That's what we call a good night", raunt mir einer glucksend zu, bevor er sich wieder seinem Bier und Bundaberg Rum zuwendet, glücklich wie ein Ferkel im Misthaufen.

Ja, sie ist noch immer groß, die Pub-Kultur in der größten Stadt Australiens. An der Qualität der Biere aus der Commonwealth-Nation kann es eigentlich nicht liegen. Ob nun Toohey's, Coopers, VB oder Carlton Draught - das Meiste bewegt sich nur äußerst knapp über Oettinger-Level. Und das vertreiben sie auf dem fünften Kontinent großspurig als "German Gourmet Beer", für läppische $40 die Kiste. Angesichts derartiger Realsatire fällt es oft schwer, nicht vom Glauben an Bier in seiner Rolle als urdeutsches Grundnahrungsmittel abzufallen.

Neulich abends vor dem Fernseher wird mir dann plötzlich alles klar. Schuld allein ist die Werbung! Das Beck's-Schiff feierten die Menschen höchstens wegen Joe Cockers Reibeisen-Stimme. Und auch die Semperoper konnte nicht lange von der Widerwärtigkeit eines Radeberger-Bieres ablenken. Was die Australier uns ganz klar voraus haben, sind sympathische und vor Allem überzeugende Werbespots. Und die können mächtiger sein als das deutsche Reinheitsgebot.




PS: Nein, Foster's trinkt hier NIEMAND.

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