Dienstag, 5. Februar 2013

Alfred Jodocus Rap

Gouda statt Fried Chicken, Heineken statt Ol' English und Haarlem anstatt Harlem.
Die Gegensätze zwischen unserem holländischen Nachbarstaat und dem HipHop-Mekka auf der anderen Seite der Pazifikküste, sie könnten nicht größer sein. Mitunter mag das wohl auch den Grund darstellen, warum viele Trends erst Jahre, wenn nicht Jahrzehnte später erkannt und aufgenommen werden. Ähnlich wie Neuseeland (die Blogomotivführer berichteten) reagiert auch das Land der Windmühlen und Tulpen eher zögerlich auf kulturelle Strömungen.

Und während die Blogomotive erschrocken mit ansehen muss, wie halb Rapdeutschland Blockplatin pumpt und plötzlich so tut, als wäre Hafti der kurdische Nietzsche, produziert eine junge Frau aus Amsterdam zeitlose Rapkunst vom Allerfeinsten - als hätte sie nie etwas Anderes getan.


Obwohl MC Melodee seit mittlerweile knapp 15 Jahren ihr Unwesen in der mitteleuropäischen Musikszene treibt, ist sie bisher nur auf dem Radar einiger Independent-Blogs aufgetaucht. Dies erscheint gerade deshalb unverständlich, da sie als Kopf ihres Bandprojekts La Melodia bereits quer über den Erdball tourte und etliche Tonträger mit ihrer bunten Palette englischsprachiger Rapflows ausfüllte.

Seit dem vergangenem Jahr befindet sich Mel auf Solopfaden und veröffentlichte passend zu einem heißen Sommer ihr von Kritikern gelobtes Gratis-Mixtape Check Out Melodee, das sich vor Allem durch Produktionen von Cookin Soul und Chuck Inglish oder die etwas überraschenden Gastbeiträge von Smif-N-Wessun und Mac Miller hervortat.
Das aus den Schornsteinen Amsterdams nicht nur heiße Rap-Luft kommt, wurde spätestens deutlich, als mit Letzterem einer der gehyptesten US-Künstler der letzten Jahre den Spliff ausdrückte und prompt einen Tourstop einlegte, um mit der selbstproklamierten "Dutch Rap Queen" einen Song namens Genius aufzunehmen.

MC Melodees Sound könnte wohl am ehesten als Neo-Klassik bezeichnet werden, bleibt immer vielfältig und ließe sich irgendwo zwischen Run DMC, Eric B & Rakim und Lil' Kim verankern.
Mit dem Titelsong ihres letzten Mixtapes landete sie in ihrer Heimat auch gleich einen urbanen Achtungserfolg und reichlich Radio-Airplay. Ein Meilenstein für die Künstlerin, welche ihre Fans gerne auch optisch in die Golden Era zurückversetzt und deshalb das dazugehörigen Video im Gewand der frühen Neunziger präsentiert. Natürlich lenkt dies nicht von der Tatsache ab, dass der Track auch für 2013er Verhältnisse ein unfassbares Brett ist.



Für Ende Februar ist die Veröffentlichung ihres Debutalbums Tape Deck angesetzt. Die ehemalige Betreiberin eines Plattenladens und Radio-DJane hat deshalb die Promo-Maschine angeworfen, war während des Jahresanfangs auf mehreren Rap Jams präsent und untermauerte ihre Ambitionen auch über die Benelux-Fanbase hinaus.
Vor wenigen Tagen gelangte schließlich die erste Single-Auskopplung in das breite Licht der Öffentlichkeit und macht zweifellos Lust auf mehr. Neben André Rieu und Armin Van Buren könnten die Niederlanden schon bald einen neuen Stern am Musikhimmel platzieren - kulturbewanderten Talenten wie MC Melodee wäre es wahrlich zu wünschen.





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