Sonntag, 24. Februar 2013

Why Is It So Hard To Make It In America?

Wenn ein Künstler im stolzen Alter von 62 Jahren sein Debutalbum veröffentlich und weltweit einstimmiges Kritikerlob einheimst, dann lässt dies zweifellos aufhorchen.
Charles Bradley aus Gainesville, Florida ist zweifellos ein Unikum in der Welt der Musiker.
Schon früh vom Leben im Stich gelassen, landet er im Alter von 14 Jahren auf der Straße, schläft in Zügen und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Eine 
Anstellung als Koch führt ihn weiter nördlich an die Atlantikküste und über Umwege bis nach New York. Während seiner fast 30-jährigen Tätigkeit in den Küchen Amerikas ist es seine Liebe zur Musik, die den passionierten James-Brown-Imitator davon abhält, seinen Traum vom Plattenvertrag loszulassen.



Zwei Jahre ist es nun fast her, dass Charles Bradley mit No Time For Dreaming in die Musikwelt platzte das Grundprinzip der meisten Künstlerkarrieren auf den Kopf stellte.
Inspiriert von Soul & Funk-Größen wie Aretha Franklin oder Otis Redding, feilte Bradley knappe 40 Jahre relativ erfolglos an seinem Durchbruch als Barde schwarzer Musik. Dann packte er all die Frustration, die sich über ein halbes Jahrhundert in seinem Inneren aufgestaut hatte in 14 herzzerreissende Songs und ließ sie mit Hilfe von Freunden und Unterstützern auf Platte pressen.
Der von ihm selbst nicht mehr erwartete Erfolg traf ein und Bradley tourte innerhalb der Folgemonate nicht nur quer über den Erdball, sondern wurde sogar Protagonist einer preisgekrönten Dokumentation über seinen unkonventionellen Werdegang.
Der Mann, der in Deutschland bereits kurz vor der Rente stünde, entschied sich nicht auf diesen Lorbeeren auszuruhen und noch einmal Blut, Schweiß und Tränen in seine Leidenschaft zu stecken. Im Nu hat er nachgelegt und platziert mit Victim Of Love ohne langes Zögern seine Nachfolge-LP in den Startlöchern. Vor wenigen Tagen erschien die erste Single-Auskopplung "Strictly Reserved For You" (mal reinhören?) und überzeugt wiederholt durch allerfeinsten Independent Soul aus dem Hause Daptone Records. Das Album in seiner Gänze soll laut ersten Berichten der Musikpresse noch näher an psychedelische Einschläge aus den 70er-Jahren orientiert sein und wird voraussichtlich Anfang April erscheinen. Erneut dreht sich die Albumthematik inhaltlich eher um Verzweiflung, Hoffnung und Schmerz als um Ruhm und den großen Geldsegen. Ein rührendes Eingeständnis eines Sängers, der zu jedem ehrlich ist, nur nicht zu sich selbst.

Charles Bradley hat es geschafft. Nur weiß er es noch nicht.

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