Montag, 29. Juli 2013

Hip Hop Open 2013



Ein kurzer Blick auf das LineUp des HipHop Open 2013 genügte, um festzustellen: Vor 12 Uhr wird sich die Blogomotive unter keinen Umständen auf den Weg zum Festivalgelände auf dem Cannstatter Wasen begeben. Viel zu kurz war die Nacht, viel zu lang sollte der Tag werden.

Man sollte schließlich einigermaßen fit sein, wenn man auf "die Open" geht. Denn es handelt sich nicht um irgendeine Rap-Veranstaltung, sondern die Stuttgarter Traditions-Veranstaltung aus der Mutterstadt des Deutschrap. Alles begann im Jahre 2000 am Stuttgarter Pragsattel. Ein Blick auf die damaligen Mainacts erinnert an die Golden Era des Stuttgarter Kolchose-Raps um die Jahrtausendwende - Afrob, Massive Töne oder Gentleman. Und nach einem kurzen Gastspiel auf der Waldau  2001- im Stadion der Stuttgarter Kickers - fanden die HHO bis ins Jahr 2007 am Ort Ihrer finalen Bestimmung statt: dem Reitstadion. 2008 folgte dann das ziemlich randomisierte "HipHop Open Minded" in Mannheim, ehe die Kolchose, nach zwei Jahren Pause, im vergangenen Jahr ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum feiern. Wilde Zeiten. Aber zurück ins Jahr 2013.

So begab es sich, um mal einen biblischen Einstieg zu wählen, dass sich die Blogomotive  in Richtung Event bewegte - natürlich auf den Schienen. Voller Vorfreude fieberte man den anstehenden Konzerten entgegen. Große Stücke erwartete man sich vor allem von Größen des Sprechgesangs wie Action Bronson, Marteria, Megaloh, Ferris MC & DJ Stylewarz, die Beginner oder dem Wu-Tang Clan.

Es begab sich zudem, dass an besagtem 20. Juli 2013 eine Affenhitze herrschte. Da die Temperaturen bis in die späten Abendstunden nicht unter 30 Grad fallen sollten, befand man sich ca. 30% der Festivals auf verzweifelter Suche nach wirkungsvollen Mitteln, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. Aus jahrelanger Erfahrung wusste man um die semi-professionelle Bewirtung der Veranstalter. Das Mitbringen von Getränken auf das Gelände war wie gewohnt strikt untersagt, in den ersten Reihen gab es gar keine Versorgung. Jedoch sollten Flüssigkeiten aller Art zu "fairen Preisen" an den unterbesetzten Getränkeständen angeboten werden. Alles also kein Problem? Nicht ganz. Die Ernüchterung kam bei der Bestellung. Denn die widerliche 0,33-Bier-Mix-Plörre des Sponsors Mixery für 4€ stieß der Blogomotive dann allerdings doch etwas auf. Und das nicht nur preislich, sondern primär geschmacklich. Und so befüllte die Blogomotive fortan ihren Tank mit Wasser. War vermutlich auch besser so.

Die Zeit für das erste Highlight war gekommen: Action Bronson. Es war die Premiere des aufstrebenden US-Rappers respektive Kochs in Stuttgart, nachdem er im vergangenen Jahr einige BRD-Konzerte spontan absagte. Trotz seines massiven Körperumfangs wusste der New Yorker mit seinem Charme, Flow und vor allem textlich zu überzeugen. Sehr gerne könnt ihr euch selbst ein Bild davon machen, indem ihr einen Blick auf das blogomotiveigene Videomaterial werft. Überzeugten legen wir zudem den Konsum der neuesten EP des jüdischen MCs mit albanischen Wurzeln Nahe. Es hört auf den sympathischen Namen "Saaab Stories". Warum drei "a" bei der Wahl des Titels genutzt wurden, bleibt an dieser Stelle unklar.


You better slow down, baby / I'm a hero in my hometown, baby.


Action Bronson - Strictly for my Jeeps (live @ HipHop Open 2013)




Moderator der Veranstaltung war Ju, der leider etwas holprig und mit Monika-Lierhaus-Flow  vergeblich versuchte die Menge anzuheizen. Diese mutierte immer mehr zum grölend-schwitzenden Mob ohne jegliches Verständnis für Verzögerungen. Vereinzelt wirkte das Mitglied der Massiven Töne, als wäre er spontan auf die Bühne geschubst worden, um einen außerplanmäßige Panne zu überbrücken.

Neben den Alt-Rappern von Blumentopf, traten zudem noch One-Hit-Wonder Tyga und Left Boy auf. Letzterer fiel vor allem negativ durch sein Justin-Bieber-Cover auf. Allgemein scheint es die Masche von Left Boy zu sein, allerlei altbekannte Samples anzuspielen, bis die Menge diese kaputtfeiert und im Anschluss den eigenen Grottensong hereinzufaden. Immer in der Hoffnung, dass die Menge nicht merkt was gerade abgeht. Aber ganz ehrlich: sowas kommt nicht mal in unserer Copy-&-Paste-Generation gut an. Die Bühnenshow war größtenteils interessanter als das Songmaterial. 
Bis zum heutigen Tag hat der Österreicher aus reichem Elternhause noch kein Album publizieren können.

Doch alles war wieder in Butter als Marteria a.k.a. Marismoto die Bühne betrat. Seine gewohnt bipolare Bühnenshow war und ist einfach ein Hingucker 
(Blogomotivführer berichtete). Nach ca. einer halben Stunde Marteria erschien Marsimoto auf der Bühne und spielte die Hits des vergangenen Jahres aus seinem Album "Grüner Samt". Selbstverständlich begleitet von einer Marsi-typischen Bühnenshow. Definitiv ein Künstler, den man mal live gesehen haben sollte.


Green Stuttgart
Doch nicht nur die Hauptbühne wusste mit Rapacts der Güteklasse A zu überzeugen. Auf der 2nd Stage betrat Megaloh um halb sechs die Bühne und legte einen Auftritt hin, nach dem man sich wirklich fragen muss, wie lange der Gute noch als hauptberuflicher Paketverlader sein Geld verdienen muss. Vor kurzem beeindruckte er übrigens auch bei Markus Lanz mit seiner fundierten Ausdrucksweise und grandiosem Wortschatz. Zumindest dann, wenn Markus Lanz ihn aussprechen ließ.

Die Special Guests von Genetikk kamen gewohnt maskiert und mit epochalem Ego auf die Bühne. Zurecht. Standen sie
 zum Zeitpunkt des Gigs mit Ihrem Album "DNA" (Da Neckbreaker Aliens) auf Platz 1 der deutschen Hitparade. Ein Rap-Duo mit herausragenden Stilelementen und einer großartigen Raptechnik. Songs wie "Yes Sir", "Liebs oder lass es" oder "DNA" klingen heute schon wie moderne Klassiker und lassen auf weiteren Output aus dem Independent-Olymp Selfmade Records hoffen.

Eine weitere Perle der HipHop Open 2013 war der Auftritt von Ferris MC mit seinem jahrelangen Buddy und Compagnon DJ Stylewarz. Obwohl beide bereits um die 40 Lenze zählen, scheinen sie nichts von ihrer Bühnenpräsenz eingebüßt zu haben. Im Gegenteil. Songs wie "Zur Erinnerung", "Ferris macht blau" oder im "Im Zeichen des Freaks" klingen heute frischer denn je. Und einer Sache ist sich die Blogomotive nach diesem Auftritt mehr als sicher: die Mongo Clikke wird in den Köpfen der Rap-Fans niemals aussterben.


Nach einem erneut etwas wirren Moderations-Auftritt von Ju wurde klar, dass der Wu-Tang-Clan seiner Allüren-Rolle gerecht wurde und standesgemäß zu spät zur Show erschien. Die Beginner wurden vorgezogen, was den Meisten vermutlich mehr als Recht war. Und so fackelten die drei Hamburger ein Bambule-/Blast-Action-Heroes-Feuerwerk vom Feinsten ab. Songtechnisch blieben keine Wünsche offen.

Der anschließende Auftritt des Clans wirkte leider etwas lustlos. Lediglich Method Man sah man die Freude am Auftritt an. Bei Klassikern wie "C.R.E.A.M.", "Gravel Pit" oder "Wu-Tang Clan ain't nuthin' to fuck with" rastete die Menge dennoch komplett aus. Long live the Idols/may they never be your rivals.


Und so fand der Tag trotz grenzdebiler Sicherheitskräfte, Stuttgart-typischer Undercover-Bullen ohne ersichtliche Daseinsberechtigung und VIP-Rängen (für die vermeintliche Feier-Elite nach Münchner Vorbild) einen versöhnlichen Abschluss.

Wer noch zufriedenstellendes Bildmaterial von uns erwartet, muss an dieser Stelle leider enttäuscht werden. Trotz mehrmaliger Kontaktaufnahme mit den Veranstaltern, konnte die Blogomotive leider keine tieferen Einblicke hinter die Kulissen des HipHop Open 2013 werfen. Aber sei's drum. Dafür gibt es ja schließlich Profis. An dieser Stelle seien euch die Aufnahmen vom Heidelberger Knips-Gott und Marsimoto-Freund Paul Ripke ans Herz gelegt.


Und damit ihr musikalisch nicht ganz auf der Strecke bleibt, hat sich die Blogomotive erlaubt euch eine Spotify-Playlist mit den Hits der HHO 2013 zusammenzustellen. Wer Lust hat, kann gerne mal 'reinhören. Und trotz aller Subjektivität dieser Zeilen. HipHop isn't dead. Auch nicht in 2013.



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